ABSEITS DER GERADEN
VIRTUOSE DER RICHTUNGSWECHSEL -9 Slalomcarver im Test
Wendigkeit trifft Präzision – Slalomcarver springen wie die gleichnamige Schachfigur überraschend aus der Reihe. Ihre besondere Geometrie macht sie zu Spezialisten für knackige
Kurven und kreative Linienwahl. Neun aktuelle Modelle im Test zeigen, wer im Kurvenlabyrinth die Nase vorn hat.
Auf den ersten Blick erscheint er wie ein Außenseiter unter den Schachfiguren. Mit seiner ungewöhnlichen L-förmigen Zugbahn bricht der Springer aus der geradlinigen Logik
des königlichen Spiels aus. Er springt über andere Figuren hinweg und landet punktgenau auf dem anvisierten Feld – ein taktisches Element, das Schachmeister seit Jahrhunderten
zu schätzen wissen. Diese besondere Bewegungsfreiheit und die Fähigkeit, überraschend die Richtung zu wechseln, machen ihn zur perfekten Analogie für die Slalomcarver der aktuellen Saison.
„Slalomcarver sind die Springer unter den Skimodellen – wendig, präzise und mit der Fähigkeit, sich in engen Kurvenradien zu bewegen, die für andere Skikategorien unerreichbar bleiben“, erklärt Andreas König, einer der beiden Testleiter des DSV skiTEST. „Sie scheinen manchmal eigenen Gesetzmäßigkeiten zu folgen und erlauben dem Fahrer, Linien zu wählen, die auf den ersten Blick unmöglich erscheinen.“ Die neun im Test angetretenen Modelle folgen auf den ersten Blick einem klaren Bauplan: Die Radien liegen zwischen
12,5 und 13 Metern, die Testlängenidentisch bei 165 Zentimetern, und die Mittenbreite variiert gerade einmal um 3 Millimeter. „Trotz dieser standardisierten Geometrie überrascht die Bandbreite zwischen hochsportlichen Modellen und Ski mit deutlichen Allround-Qualitäten“, berichtet Katharina Rest aus dem Profitest-Team. „Jeder Ski hat seine eigene Persönlichkeit – genau wie ein Springer, der trotz fester Zugregeln in jedem Spiel anders eingesetzt werden kann.“ Auf der perfekt präparierten, kompakten Piste unterhalb des 3.038 Meter hohen Festkogels in Obergurgl fanden die Testerinnen und Tester optimale Bedingungen vor, um die Slalomcarver auf Herz und Nieren zu prüfen. „Diese Skikategorie ist prädestiniert für sportliche bis sehr sportliche Fahrer, die über eine exzellente Technik verfügen“, erläutert Florian Schmidt, der zweite Testleiter. „Sie benötigen auch ausreichend Kraft, denn ähnlich wie der Springer im Schach, der aktiv ins Spielgeschehen eingreifen muss, wollen diese Ski konsequent auf der Kante gefahren werden.“ Die markante Form mit ausladender Schaufel, schmaler Taille und breitem Skiende erinnert an die Frühzeit der Carvingski in den späten 1990er Jahren. Doch während sich die Geometrie über die Jahre nur wenig verändert hat, haben die Hersteller bei den verbauten Materialien und der Abstimmung ganze Arbeit geleistet. „Es ist beeindruckend zu sehen, wie viel Entwicklungsarbeit
in die feine Balance zwischen Längs- und Quersteifigkeit fließt“, beobachtet Konstantin Lanzl, Mitglied im DSV skiTEST-Profiteam. „Einige Firmen halten an bewährten Konzepten fest, während andere immer wieder neue Ideen einfließen lassen – wie ein Schachspieler, der seinen Springer mal konservativ, mal überraschend innovativ einsetzt.“ Was bei den diesjährigen Modellen besonders auffällt: „Die Slalomcarver haben sich in den letzten Jahren weiterentwickelt und überzeugen nicht mehr nur in kurzen, sondern zunehmend auch in mittleren und längeren Radien“, stellt Peter Schmidl, langjähriges Mitglied des Profitest-Teams, fest. Diese Entwicklung hängt vermutlich mit den verbauten hochwertigen, aber auch etwas starren Materialien zusammen, die den natürlichen Flex teils leicht einschränken.
Für Barbara Müller, ehemalige Weltcup-Fahrerin und Mitglied des Profitest-Teams, war in diesem Jahr besonders augenscheinlich: „Die Ski der Slalomcarver-Kategorie liegen unglaublich nah beieinander und unterscheiden sich nur um Nuancen. Die einen tendieren etwas mehr in Richtung hochsportlich, die anderen präsentieren sich etwas gutmütiger.“ Eines bleibt: Das Spiel mit der Fliehkraft sowie rasante Kurvenlagen bleiben die Domäne dieser Skimodelle. Der Springer im Schach wird oft als taktische Waffe geschätzt, weil er unerwartete Züge ermöglicht und dem Gegner Probleme bereiten kann, die andere Figuren nicht stellen können. Genauso verhält es sich mit den Slalomcarvern auf der Piste: Sie erlauben ihren Fahrern, Schwünge zu ziehen, die andere Skifahrer nur staunend beobachten können – vorausgesetzt, man bringt die nötige Technik und Kraft mit. Wer diese Voraussetzungen erfüllt, wird mit einem unvergleichlichen Kurvenerlebnis belohnt. Wie mit dem Zirkel gezogen reiht sich Schwung an Schwung, kunstvolle Muster entstehen
im Schnee, und die Blicke der anderen Skifahrer folgen unweigerlich der Spur, die der Skifahrer mit seinem Slalomcarver in den Hang fräst. Genau wie ein Springer, der überraschend seine Position wechselt und plötzlich im Zentrum des Geschehens steht, zieht ein gekonnt gefahrener Slalomcarver alle Aufmerksamkeit auf sich.
Text: Florian Schmidt / Bild: Mirja Geh
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